Inspiriert von drei Lieblings-Reisezielen Gabrielle Chanels, hat der französische Star-Parfümeur Olivier Polge drei neue Düfte für das Haus Chanel kreiert. Die olfaktorische Reise führt auf die Routen Paris-Deauville, Paris-Biarritz und Paris-Venise.
Les Eaux de Chanel
Die gleichnamigen Düfte der Linie „Les Eaux de Chanel“ sind allesamt ein Stück Biografie Coco Chanels. Sie erzählen eine Geschichte aus Höhen und Tiefen der berühmten Designerin, die vielfältiger nicht sein könnte. Die Reise beginnt …
PARIS-DEAUVILLE
Im Frühjahr 1912 zog das Seebad an der normannischen Küste die Aufmerksamkeit der jungen Modistin Gabrielle Chanel auf sich. Deauville war bereits bevorzugtes Wochenendziel betuchter Pariser. Der ideale Ort also, um ihre ersten Kreationen zu verkaufen und mit dem Stilkodex der damaligen Zeit zu brechen. 1913 präsentierte Chanel mithilfe der Finanzierung des Geschäftsmannes und Polospielers Boy Capel ihre erste Kollektion in ihrer Boutique, auf deren weißer Markise der Name Gabrielle Chanel in schwarzen Lettern prangte.
Dieses Bekenntnis zum Minimalismus begleitete fortan die Revolution, die sie auslöste. Zu einer Zeit, in der Frauen in enge Korsette geschnürt waren, erlaubte sie sich, mit offenem Kragen zu reiten. Sie verlieh ihren ersten Kreationen einen bis dato nicht gekannten Komfort. In ihrem Geschäft in der Rue Gontaut-Biron, einer eleganten Flaniermeile Deauvilles, präsentierte sie von Matrosenkleidung inspirierte Kollektionen mit Streifen, in Beige und aus Jersey. Eine Vielfalt von Ideen, die die Anfänge ihres später ikonischen Stils skizzierten.
„Mir gefiel die Idee, wie sich Städter nach einem perfekten Wochenende auf dem Lande sehnen“, sagt Oliver Polge über den Entstehungsprozess des Dufts „Paris-Deauville“. „Ich wollte nicht das normannische Landleben an sich einfangen, sondern vielmehr die Verheißung eines Spaziergangs im Grünen.“ Die Noten sind erfrischend wie grün: Orangenschale, Petit-Grain und Basilikum bilden die Kopfnote. Rosenessenz und Jasminnoten sorgen für die blumige Herznote. Die Basis harmoniert durch die Chypre-Facette von Patschuli und würzigen Hölzern. Eine Duftsignatur zwischen Meer und Land, die bewusst unangepasst ist.
PARIS-VENISE
Im Jahr 1920 trauerte Gabrielle Chanel um ihren Freund und Förderer Boy Capel, der im Dezember 1919 tragisch bei einem Autounfall verunglückt war. Der Maler José Maria Sert und seine Frau Misia nahmen die Designerin mit nach Venedig. Die Lagunenstadt gab ihr ihre Lebensfreude zurück. Die Entdeckung der venezianischen Maler und die unvergesslichen Feste der kosmopolitischen Aristokraten, die sich tagsüber am Strand des Lido sonnten, motivierten Chanel zur Perfektionierung ihres unnachahmlichen Stils. Dem Stil einer Frau, die Sonnenstrahlen in ihrem Gesicht genoss und die es wagte, am helllichten Tag Pyjamas und Sandalen mit Korksohle zu tragen.
Hier begegneten sie dem Schriftsteller Paul Morand und dem Ballettgründer Sergej Djagilew. In Venedig begeisterten sie die Lichtreflexe der Mosaiken, der Glanz von gehämmertem Gold und die Edelsteine der Basilika San Marco, die sie zu ihrer ersten Schmuckkollektion inspirieren sollten. Venedig war weitaus mehr als nur ein Reiseziel. Für Gabrielle Chanel war es wie eine emotionale Kehrwende, die ihre Seele heilte, sie inspirierte und ihr neue Kreativität verlieh.
„Die Kreation von ,Paris-Venise‘ beginnt bereits in der Vorstellung an eine Reise im Orient-Express von der Hauptstadt Frankreichs in die geheimnisvolle italienische Stadt“, erklärt Parfümeur Olivier Polge. „Ich wollte dieses Tor zum Orient deutlich machen, vor allem als Anspielung auf die barocken Anleihen bei Chanel. Wahrscheinlich ist dies das urbanste Eau der Kollektion.“ Den zitrischen Kopfnoten folgen rote Früchten, Iris und Geranie aus Grasse. Die Basis besticht durch orientalische Noten mit Zedernholz, Ambra und Vanille.
PARIS-BIARRITZ
Nur zwei Jahre nach der Präsentation ihrer ersten Kollektion in Deauville, eröffnete Gabrielle Chanel 1915 ein weiteres Geschäft, dieses Mal im baskischen Küstenort Biarritz. Vom mondänen Society-Leben und dem hochkarätigen Tourismus angezogen, entschied sich die junge Modemacherin für die Villa de Larralde als idealen Platz für ihre Boutique – in unmittelbarer Nachbarschaft zum Casino, den Grandhotels und dem Strand. Sogar ihr Pariser Personal ließ sie eigens in ihrem ultramodernen, komfortablen Geschäft arbeiten, was die Aufmerksamkeit der Königin Victoria Eugénie von Spanien auf sich zog, die zur treuen Kundin avancierte.
Besondere Erinnerung sammelte Chanel bei den Picknicks am Strand in Gesellschaft von Boy Capel, den vitalisierenden Bäder im Atlantik und die nicht enden wollenden Partys mit russischen Freunden, die nach der Oktoberrevolution 1917 Exil in Frankreich gefunden hatten. Von 1921 bis 1923 war Igor Strawinskys Schwager Gabrielle Chanels Gast und man sah sie oft Schulter an Schulter mit Graf Sergej Kutuzov oder mit Misia Sert.
Heute wird der Küstenort im Südwesten gern von Surfern und anderen Liebhabern von Extremsportarten besucht, daher ist „Paris-Biarritz“ „das am stärksten aquatische Eau der Kollektion Eaux de Chanel“, erklärt Olivier Polge. „Ich wollte den Eindruck auf der Haut vermittelt, als sei jede Ingredienz von Wasser durchflutet.“ Die dynamische Kopfnote besticht mit Pampelmuse und Mandarine. Die Zitrusfrüchte werden von einer aquatischen Note begleitet, bevor sich die Herznote aus Maiglöckchen und Vetiver entwickelt. Die Basisnote verströmt weißen Moschus.
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Die Düfte der Kollektion „Eaux de Chanel“ kosten jeweils circa 112 Euro und sind im ausgewählten Parfümerien, in Chanel-Boutiquen und auf chanel.com erhältlich.
Fotos: Chanel (5)