Das Heilfasten wurde erst im letzten Jahrhundert durch den hessischen Arzt Otto Buchinger populär. Durch den vorübergehenden Verzicht auf feste Nahrung soll Buchinger einst gar sein Rheuma geheilt haben. Ein Wellness-Trend war geboren, lange ehe es diesen Begriff gab. Auch Filmdiven wie Judy Garland und Joan Crawford fasteten mit. Heute pilgern Amerikaner immer noch gern in die von Buchinger selbst gegründete Kurklinik am Bodensee. Richtiges Buchinger-Heilfasten lässt sich nur unter medizinischer Aufsicht durchführen. Einzelne Aspekte des Ernährungsplans lassen sich aber auch in den Alltag integrieren, z.B. wäre ein sanftes Fasten über das freie Wochenende möglich.
Buchinger-Fasten – die Theorie
Buchinger ergänzte das damals übliche Wasserfasten durch Säfte, Gemüsebrühe, und homöopathische Arzneien. Ziel seiner Methode war die Freisetzung des „Archäus“, wie Antroposophen die körperliche Selbstheilungskraft nennen. Das Programm gilt als echte Herausforderung, denn mehr als 250 Kalorien zählt der tägliche Speiseplan nicht. Begleitet wird dieses ganzheitliche Zurückschalten mit ausleitenden Therapien (Einläufen). Die Fastenkur soll nicht nur den Körper entgiften, sondern auch den Kopf von überflüssigem Ballast befreien. Allergien, Migräne und Hautkrankheiten können dadurch gelindert werden, sagen Buchinger-Mediziner.
Buchinger-Fasten – die Praxis
Ein Kneipp-Guss den Kreislauf am Morgen in Schwung. Ein täglich wechselnder Kräutertee bringt Abwechselung, insgesamt besteht das Flüssigkeitspensum aus bis zu vier Litern Tee, Mineral- und Ingwerwasser. In den meisten Kurhotels kann man bei einer Fußreflexzonentherapie und speziellen Azidosemassagen, bei denen Schlacken im Bindegewebe und den Lymphen gelöst werden sollen, entspannen. Mittags wird ein Heuwickel oder eine Wärmflasche auf den Bauch gelegt, anschließend darf die pürierte Gemüsesuppe gelöffelt werden. Zum „Dinner“ muss ein frisch gepresster Saft oder Buttermilch ausreichen. Für ein optimales Kur-Resultat braucht zehn Tage Zeit.
Experten-Tipp:
Die Umstellung auf Flüssignahrung bereitet Gästen anfänglich oft Probleme. Am zweiten oder dritten Fastentag leiden viele an Unterzuckerung, begleitet von Schwächegefühl, Zittrigkeit, leichter Übelkeit und Kopfschmerzen. Ein kräftiger, kreislaufanregender grüner Tee mit Honig kann dieses Tief rasch ausgleichen. Die gute Nachricht: Hat sich der Körper einmal umgewöhnt, setzt eine regelrechte „Fasteneuphorie“ ein, die durch den geringeren Abbau des Glücksbotenstoffes Serotonin hervorgerufen wird. Durchhalten lohnt sich also!
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