Check-in mit Gastgeberin Natalie Fischer-Nagel, Weissenhaus

Seit 10 Jahren führt Natalie Fischer-Nagel mit ihrem Ehemann das Weissenhaus Private Nature Luxury Resort. Das imposante Anwesen mit seinem 400 Jahre alten Schloss liegt in der Hohwachter Bucht, rund eine Stunde von Hamburg entfernt.

Was bedeutet Gastfreundschaft für Sie?
Gastfreundschaft bedeutet für uns eine Atmosphäre zu kreieren, die von natürlicher Herzlichkeit geprägt ist und unseren Gästen uneingeschränkt ein Gefühl von „Willkommen sein“ vermittelt. Dazu gehört für mich immer ein gelungener Auftakt, wie eine besonders herzliche und zugewandte Begrüßung, die deutlich macht: Das kann hier nur wunderbar werden!

Welche „Zutaten“ sind unverzichtbar, damit sich ein Gast wohlfühlt?
Die geheime Zutat auf Weissenhaus sind zweifellos unsere Mitarbeiter. Offenheit, Herzlichkeit, die Fähigkeit zuzuhören und Empathie zu zeigen, sind die Grundzutaten. Absolute Sauberkeit, Akkuratesse und Verbindlichkeit in der Umsetzung der Gästeanfragen sind die verfeinerten Zutaten, und „the cherry on the cake“ ist natürlich eine kultivierte Atmosphäre, die sich für mich durch frische Blumen, feinen Raumduft und ausgewählte Materialien ausdrückt.

Was hat sich als früheres Zeichen für Gastlichkeit auf Topniveau mittlerweile überlebt, was ist passé?
Ich glaube, die Vielfalt der Hotellerie hat einfach sehr zugenommen und damit auch die unterschiedlichen Gästeansprüche und Buchungsmotivationen. Heute interessiert es keinen Gast mehr, ob es einen Schuhputzservice oder einen Aufdeckservice am Abend gibt. Das sind überholte, gut gemeinte Serviceangebote aus vergangenen Zeiten. Jedes Hotelprodukt ist anders, daher begeistert es unsere Gäste viel mehr, wenn unsere Sommelière Weintastings unter den Linden im Park anbietet oder die Gäste mit unserem Küchenchef Pesto im Rosen- und Duftgarten selber herstellen.

Wie schmeckt Ihr Hotel – welche Spezialität Ihres Küchenchefs würden Sie bestellen?
Durch die Vielzahl unserer Restaurants ist diese Antwort nicht einfach. Als besondere Spezialität lieben wir unseren geangelten Steinbutt in der Salzkruste. Nicht nur geschmacklich sondern auch visuell ein absolutes Highlight. Es ist ein Traum, wenn die Kruste von unserem Service-Team am Tisch vorsichtig aufgebrochen wird und sich für den Gast das Aroma langsam entfaltet.

Was entspannt in Ihrem Spa/Wellness-Bereich besonders rasch – verraten Sie uns das signature treatment.
Es gibt nichts Schöneres als im Sole-Whirlpool bei Dunkelheit zu sitzen, und über das Lichtermeer des Schlosses und der Parkanlage zu schauen. Im Rücken rascheln die Rehe und Eichhörnchen im Wald. Wenn man einen Augenblick länger Zeit hat, dann würde ich mich immer für unser Body und Beauty Signature Treatment entscheiden. Hier werden die Gäste von Kopf bis Fuß in die Aromen unseres Rosen- und Duftgartens eingehüllt und können maximal entspannen.

Drei eigene erinnerungswürdige Hotel-Erlebnisse rund um die Welt bitte, egal ob positiv oder negativ.
Ich komme nachts um 00:30 in Dubai an und der Page, der mir die Wagentür öffnet, begrüßt mich in meiner Landessprache. Er wünscht mir unter der Nennung meines vollen Namens einen wunderbaren Morgen. Das war ein Welcome-Moment, der unter die Haut ging, zumal für mich nicht ersichtlich war, woher er wusste, dass ich in genau diesem Fahrzeug sitze.

Mein Gastgeber in meinem Hotel in Mexiko ruft mich auf dem Zimmer an und bittet mich zu einer Überraschung an den Strand. Dort warten neben einer anderen Handvoll Gäste Baby-Schildkröten, die gerade dort geboren wurden und nun langsam über den Strand krabbeln. Wir helfen alle den Schildkröten den Weg zum Wasser zu finden, am Abend steht ein Bilderrahmen auf meinem Nachttisch, der mich mit meinem Mann und einer Baby-Schildkröte auf der Hand zeigt.

Ich bin im Post-Ranch Inn in Big Sur Kalifornien. Der gesamte Aufenthalt ist einfach magisch. Wer kann muss hinfahren!

Es gibt natürlich auch eine Fülle von weniger schönen Ereignissen. Diese teile ich niemals, sondern bespreche sie mit dem Gastgeber persönlich, denn „öffentliche“ Schelte finde ich einseitig und überflüssig.

Von wem haben Sie für Ihren jetzigen Job am meisten gelernt? Was?
Ich habe mir von vielen beeindruckenden Kolleginnen und Kollegen das eine oder andere abgeschaut und für mich übersetzt. Besonders hilft mir mittlerweile auf die eigene Stärke und Durchsetzungsfähigkeit zu vertrauen und auch bei Krisen und großen Herausforderungen meinen Wertekompass zu behalten, und sich von Außengeräuschen nicht beirren zu lassen. Diese Souveränität, gepaart mit der Fähigkeit auch im Konflikt offen zu bleiben und anzuerkennen, wann man einen Fehler gemacht hat, ist ein Wachstumsprozess, der sicher niemals aufhört. Mein Mann ist mein größter Kritiker und mein bester Ratgeber.

Wenn Sie eine neue Karriere starten könnten, was wären Sie gern?
Ich bin überzeugt, wenn ich ernsthaft einen neuen Weg einschlagen möchte, kann ich das jederzeit tun, wie die meisten von uns. Ich traue mich nur (noch) nicht. Ich würde entweder auf einen Tier-Resthof arbeiten oder als Kunsthistorikerin in einem Museum tätig sein, am liebsten im Palazzo Barberini in Potsdam. Bei näherer Betrachtung, vereine ich bei meiner jetzigen Tätigkeit beides: Wir haben jede Menge Wildtiere in unserem Park und aufsehenerregende Kunst aus dem 17 Jahrhundert im Schloss. Daher bin ich aktuell goldrichtig aufgehoben.

Ihr nächstes Reiseziel ist … ?
Lappland, Formentera, Kanada. In der Reihenfolge.

Was macht die Location Ihres Hotels so besonders – bei Sonnenaufgang wie auch zum Sunset?
Die Location ist einfach spektakulär, sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass wir maximal 120 Gäste auf 75 Hektar akzeptieren. So hat jeder das Gefühl, er wäre der einzige Mensch auf Erden, der dieses Panorama, die Stille am Strand, das leise Plätschern der Wellen, erlebt. Dazu kommt, dass die beiden schönsten Terrassen am Bootshaus und am Schloss so ausgerichtet sind, dass wir atemberaubende Sonnenuntergänge haben und die Sonne glutrot im Meer versinkt.

Ein absoluter Geheimtipp Ihres Concierges.
Unsere Gastgeber unterhalten sehr enge Beziehungen zu unseren Gästen. Hier wird ständig geflüstert: mein Mann/meine Frau hat Geburtstag, ich habe etwas zu verkünden, wie machen wir das? Unsere Gastgeber bereiten Ihnen z.B. unser Amphitheater für besondere Botschaften vor. Auch unsere direkte Umgebung bietet traumhafte Kulissen, wie unter anderem die Rosenstadt Eutin und die Metropole Hamburg, wo unsere Gastgeber bestens vernetzt sind und unmögliches möglich machen.

Was ist für den ersten Eindruck wichtig – für ein Hotel und für einen Gast?
Ein Ort wie unserer soll in jedem Fall ein Zufluchtsort sein, auch mental. Der perfekte erste Eindruck ist mir daher besonders wichtig, angefangen vom gemähten Rasen bis hin zu den sauberen Fahnen auf dem Mast. Schon während der Anfahrt soll der Gast spüren: Hier werde ich wahrhaftig erwartet, man weiß, wer ich bin – und man ist auf mich bestens vorbereitet.

Was prüfen Sie in einem Zimmer zuerst, wenn Sie selbst unterwegs sind?
Entweder freue ich mich an allem was mir geboten wird oder ich bin extrem dankbar, dass ich es selbst auf Weissenhaus so schön haben darf und diese Nacht nun auch überstehen werde. Ich entferne stets alle Zierkissen von den Betten, benutzte niemals Zahnputzbecher, lüfte das Zimmer besonders gut durch und nutze ausschließlich die bereit gestellten Slipper. Ich nehme allerdings immer sehr bewusst wahr: Gott sei Dank, arbeiten hier Menschen mit Seele und dazu gehört auch immer eine Fehlertoleranz.

Wie helfen Sie mit, besondere Anlässe eines Gastes bei Ihnen im Haus zu zelebrieren?
Wir haben großes Glück, denn unsere Parkanlage bietet so viele Möglichkeiten: vom Antrag am Seesteg an den Seerosen am Schlossteich, über ein rustikales Dinner bei Kerzenschein im Rosen- und Duftgarten, oder einfach der Mittagstisch in unseren Beach-Cabanas in der Bootshaus-Lounge. Wenn es mehr als 100 Gäste sein dürfen, sind diese in der historischen Reetscheune willkommen. Wir haben eine entsprechende Veranstaltungsabteilung, die sich mit viel Erfahrung und Feingefühl um unsere großen und individuellen kleinen Wünsche kümmert.

Wie hat sich der Luxusbegriff, gerade für die Hotellerie, in den letzten zehn Jahren verändert?
Eine spannende Frage! Vor zehn Jahren ging es darum: wer hat den größten SPA, wer hat die meisten Anwendungskabinen, die tollste Hardware. Heute hat sich diesbezüglich viel verändert: Luxus ist Individualität, Ansprache und Service auf Augenhöhe, maßgeschneiderte Lösungen für homogene Zielgruppen. Daher sehe ich es mit Freude, dass auch die Gäste vermehrt auf langsamen individuellen und achtsamen Tourismus setzen.

Was machen Sie als erstes, wenn sich ein Hotel-Tester ankündigt?
Das Schöne ist, er kündigt sich nicht an, sondern man erhält den Testbericht meist acht Wochen später und versucht sich dann daran zu erinnern, wer das gewesen sein könnte. Das ist das Los in der Hotellerie und so ist es ja auch richtig, denn diese Tests sind natürlich ein Qualitätsmerkmal für die Gäste. Wir bezahlen einmal jährlich im Rahmen unserer „Relais & Châteaux“-Kooperation einen Testbesuch mit circa 500 Kriterien, um jederzeit einen unverstellten Blick auf unsere Performance zu haben. Niemand hat so einen Tester jemals erkannt, es ist schlichtweg unmöglich.

Was werden wir in fünf Jahren in jedem Top-Hotel sehen?
Ich glaube nicht an einheitliche Lösungen für jegliche Art von Hospitality-Angeboten. Vielmehr bin ich überzeugt, dass die Gäste ihren Aufenthalt nach ihren eigenen Wünschen sehr konkret zusammenstellen. Wer nach Weissenhaus kommt, hat den Wunsch nach Ruhe, Abgeschiedenheit, einem hervorragenden kulinarischern Angebot und einer preisgekrönten SPA-Kultur. Das kann und muss kein Stadthotel bieten. Zukünftig werden wir eine viel deutlichere Ausrichtung und ein konkretes Erlebnis-Versprechen sehen, sodass jeder Gast bestens informiert ist, was er erwarten kann und was nicht.

Wie gelingt einem Hotel ein Moment, der für den Gast länger hält als ein Selfie?
In dem man sein Herz berührt. Das gelingt bei jedem Menschen unterschiedlich, der eine möchte sehr gern in Kontakt mit uns kommen und wartet bis wir uns anbieten, der andere möchte sich isolieren und ist dann doch berührt, wenn wir zart die Hand ausstrecken. Vielleicht möchte er ja doch am Nachmittag einen Resort-Spaziergang ganz exklusiv und privat mit den Gastgebern erleben. Es geht immer darum zuzuhören und wahrzunehmen.

Welche Jahreszeit ist ideal, um Ihr Hotel zu besuchen?
Jede Jahreszeit ist ein visueller Traum. Natürlich ist der Sommer unschlagbar, aber das ist er an vielen Orten. Ich würde wahrscheinlich am liebsten im Januar und im September zu uns kommen. Zum Jahresauftakt in der Natur und am Meer sein und sich für alles was kommt wappnen, nochmal die Stille genießen und auftanken. Im September ewig lang die Sonne nach dem Frühstück auf der Kavaliershaus-Terrasse genießen und dann in den Strandkorb oder auf die Joggingstrecke im Park. Am Abend weht eine milde Meeresbrise bis ins den Bildersaal des Schlosses. Herrlich!

Die schönste Haus-Anekdote bzw. der berühmteste Gast (bisher).
Ich kann die Frage so gut verstehen. Beides kann ich leider unmöglich beantworten, auch wenn ich auf einen reichen und amüsanten Erinnerungsschatz zurückgreifen kann, der allerdings für immer verschlossen bleiben muss. Die Privatsphäre der Gäste ist uns heilig. Was auf Weissenhaus passiert, bleibt auf Weissenhaus, es sei denn, der prominente Gast möchte es anders.

Ein Tipp noch für die Urlaubslektüre, bitte.
„Menschen im Hotel“ von Vicky Baum
„Sternstunden der Menschheit“ von Stefan Zweig
„Sorge die nicht, lebe“ von Dale Carnegie

Hier können Sie Ihre Übernachtung buchen:
Weissenhaus Private Nature Luxury Resort
Parkallee 1
23758 Weissenhaus
www.weissenhaus.de

Fotos: Michael Poliza