Check-in mit Günter Wagner vom La Maison Hotel in Saarlouis

Ob ehrwürdiges Grandhotel, moderner City-Hotspot oder ein Geheimtipp der Kategorie „Boutique“ – erst durch die Menschen, die dort arbeiten, wird eine Herberge zum einladenden Zuhause auf Zeit. Doch wie gelingt der Spagat zwischen zuvorkommendem Service und gleichzeitigem Respekt vor dem Rückzugsbedürfnis eines Gastes? Welche Rituale der Top-Hotellerie haben noch immer ihren Platz und welche dürfen ins Archiv verbannt werden? Wie gewinnt man das Vertrauen und die Sympathie anspruchsvoller Reisender? Diese und viele weitere Fragen beantworten in der Interviewserie Check-in mit …  die besten Gastgeber der Branche – konkret, ehrlich und höchstpersönlich. Herzlich willkommen!

Diesmal sprachen wir mit Günter Wagner, er ist Eigentümer des La Maison Hotels in Saarlouis. In nur wenigen Jahren konnte sich das recht junge Hotel einen guten Ruf unter saarländischen, nationalen und internationalen Gästen erwerben. Mit der Umwandlung des ehemaligen Oberverwaltungsgerichtes in ein stilvolles Vierstern-Superior-Haus hat sich der saarländische Unternehmer einen Traum erfüllt. Bevor Wagner vor acht Jahren zum begeisterten Hotelier wurde, leitete er die Geschicke des gleichnamigen Herstellers für Tiefkühlpizzen.

Was bedeutet Gastfreundschaft für Sie?
Gastfreundschaft ist heute mehr denn je Ausdruck von Persönlichkeit. Wir wollen Gästen ihren Aufenthalt im Hotel unbeschwert, individuell und emotional ansprechend gestalten. An unvergessliche Momente und bewegende Emotionen erinnert man sich.

Welche „Zutaten“ sind unverzichtbar, damit sich ein Gast wohlfühlt?
Letztlich sind es viele Zutaten. Aber meiner Meinung nach die wichtigste: persönliches Umsorgtsein statt künstlicher Freundlichkeit.

Was hat sich als früheres Zeichen für Gastlichkeit auf Topniveau mittlerweile überlebt, was ist passé?
Marmor und Gold im Foyer, Blumenbouquets auf antiken Möbeln, ohne Ende Servicepersonal, das den Gästen jeglichen Wunsch von den Augen abliest. Prestige, das mit oberflächlicher Opulenz protzt – das ist passé.

Wie schmeckt Ihr Hotel – welche Spezialität Ihres Küchenchefs würden Sie bestellen?
Im Pastis Bistro ist mein Favorit Pâtes au bœuf: frische Bandnudeln mit Rinderfiletspitzen, Oliventapenade, Rucola und Parmesan. Wenn ich Kind wäre, würde ich die Spaghetti mit Bolognese von unserer Kinderkarte bestellen! Im Louis Restaurant bin ich von den kleinen Amuses-Bouches, den „petits“ immer wieder begeistert.

Was entspannt in Ihrem Spa/Wellness-Bereich besonders rasch – verraten Sie uns das signature treatment.
Wir haben keinen klassischen Spa-Bereich. Wellness für die Sinne können wir trotzdem bieten: Das kann kulturelle Inspiration sein, dank der vielen Kunstwerke und dem außergewöhnlichen Design in unserem Haus, oder aber ein tolles Naturerlebnis im Hotelpark und natürlich unsere Kulinarik.

Von wem haben Sie für Ihren jetzigen Job am meisten gelernt? Was?
Von meinem Vater. Von ihm habe ich das Faible für konsequente Produktqualität. Was in den 50er Jahren mit dem Verkauf von Backwaren begann, mündete dank seines Pioniergeists in ein sehr erfolgreiches Familienunternehmen. Über drei Jahrzehnte leiteten meine Schwester, mein Schwager und ich die Wagner Tiefkühlprodukte GmbH. Nach dem Ausstieg 2008 habe ich mir meinen Traum vom eigenen Hotel in Saarlouis verwirklicht. Auch hier steht die konsequente Produktqualität an erster Stelle.

Wenn Sie eine neue Karriere starten könnten, was wären Sie gern?
Da schlummern keine versteckten Sehnsüchte: Der Hotelier, der ich heute bin.

Ihr nächstes Reiseziel ist … ?
New York

Was macht die Location Ihres Hotels so besonders – bei Sonnenaufgang wie auch zum Sunset?
Unser eigener Hotelpark. Für ein Haus unserer Lage, in direkter Innenstadtnähe, eine absolut wertvolle Ergänzung. Ob beim Essen oder beim Wohnen, der Gast sieht sich Auge in Auge mit der Natur und erfährt ein großzügiges Raumgefühl mit Licht und Weite. Und zum Spaziergang im Grünen ist es dann nur ein Schritt vor die Tür.

Ein absoluter Geheimtipp Ihres Concierges.
Die Tipps gibt unser engagiertes Rezeptionsteam. Ob geheim oder nicht, wir helfen gerne mit sehr persönlichen Empfehlungen, schließlich macht das erst den Unterschied zum Internet, das sowieso „allwissend“ ist.

Was ist für den ersten Eindruck wichtig – für ein Hotel und für einen Gast?
Authentizität und Charakter! Unser Haus lebt von seiner individuellen Ausstrahlung. Dabei geht es nicht um den „Instagramability-Faktor“, sondern um ein unverwechselbares Design, das dem Gast Wohlgefühl und Inspiration verspricht – vom ersten bis zum letzten Eindruck.

Was prüfen Sie in einem Zimmer zuerst, wenn Sie selbst unterwegs sind?
Die Sauberkeit.

Wie helfen Sie mit, besondere Anlässe eines Gastes bei Ihnen im Haus zu zelebrieren?
Zunächst hören wir dem Gast aufmerksam zu. Es ist wichtig, die Vorlieben, Wünsche und Bedürfnisse des feiernden Gastes ganz genau zu kennen. Nur so kann unser Team mit der berühmten Liebe zum Detail eine unvergessliche Feier ausrichten.

Wie hat sich der Luxusbegriff, gerade für die Hotellerie, in den letzten zehn Jahren verändert?
Vom Elitären zum Erlebnis. Erfahrung statt Konsum. Der „neue Luxus“ ist subjektiv und er ist nicht steif, sondern zugänglich und lässig. Es sind die Erfahrungen und die kleinen Wow-Momente, mit denen Hotels den Gast überraschen. Erlebnisse sind die neuen Statussymbole. Gerade Sie werden in den sozialen Medien geteilt.

Was machen Sie als erstes, wenn sich ein Hotel-Tester ankündigt?
Für uns ist jeder Gast ein Hotel-Tester. Langfristig überzeugend kann man nur sein, wenn die Qualität jeden Tag für jeden Gast stimmt.

Was werden wir in fünf Jahren in jedem Top-Hotel sehen?
Ein noch größeres Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Das wird einer der wesentlichen Faktoren für eine erfolgreiche Markenbindung von Hotels sein. Nachhaltigkeit ist eine Win-Win-Situation für unseren Planeten und unseren Profit, denn für immer mehr Reisende ist umweltfreundliches Reisen ein wichtiges Kriterium.

Wie gelingt einem Hotel ein Moment, der für den Gast länger hält als ein Selfie?
Mit der Persönlichkeit und Herzlichkeit unseres Teams.

Welche Jahreszeit ist ideal, um Ihr Hotel zu besuchen?
Jede!

Die schönste Haus-Anekdote bzw. der berühmteste Gast (bisher).
Das niederländische Königspaar, der deutsche Bundespräsident, zahlreiche Schauspieler und Musiker – es gibt nicht die eine Anekdote. Wir konnten zum Glück schon ganz viele spannende und sympathische Menschen im La Maison begrüßen. Und obwohl wir im kleinen Saarland liegen, sind es sehr viele internationale Gäste.

Ein Tipp noch für die Urlaubslektüre, bitte.
Grade ist in der Edition Urlaubsarchitektur das Buch „Häuser und Menschen“ erschienen. Die Neuveröffentlichung stellt Urlaubsdomizile in Europa vor, die nicht nur architektonisch eine Reise wert sind. Vom Turmhaus mit James-Bond-Feeling in Tirol bis hin zum energieautarken Solarferienhaus im Chiemgau.


Hier können Sie Ihre Übernachtung buchen:
La Maison Hotel
Prälat-Subtil-Ring 22
66740 Saarlouis
lamaison-hotel.de

Fotos: Markus Bassler, Dirk Meyer, Sabrina Rothe