Das Gras ist ja bekanntlich in Nachbars Garten immer ein klein wenig grüner. Und egal wie schön ein Hotelzimmer oder eine Suite ist, insgeheim vermutet man als Urlauber oft: Da wäre mehr gegangen, da hätte es nebenan, ein Stockwerk höher oder tiefer noch einen besseren Ausblick, ein weicheres Bett, eine Design-Finesse mehr gegeben. Vielleicht sogar zum gleichen Preis … Doch da man solche Unterschiede eben oft erst beim eigenen Aufenthalt recherchieren kann, wenn überhaupt, bitten wir in dieser Reihe einfach die Hoteliers selbst, unseren Lesern ihr bestes Zimmer näherzubringen. Bis ins kleinste Detail. Hereinspaziert!
In dieser Folge sprechen wir mit Madame Akemi Nishimu vom Hiiragiya Ryokan in Kyoto. Hiiragiya wurde 1818 eröffnet und hat sich den Ruf als eines der beliebtesten traditionellen Gasthäuser (ryokan) Japans erworben. Hiiragiya ist seit Generationen im Besitz derselben Familie und war Gastgeber für international bekannte Schriftsteller, Künstler, Politiker, Wissenschaftler und Mitglieder der kaiserlichen Familie. Sowohl der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Schriftsteller Yasunari Kawabata als auch der bekannte Autor Junichiro Tanizaki betrachteten Hiiragiya als ihr zweites Zuhause.
Welches ist das in Ihren Augen schönste/beste/besonderste Zimmer in Ihrem Haus?
Zimmer Nr. 14
Warum?
Es handelt sich um ein ruhiges Eckzimmer mit eigenem Garten, in dem wir das Gefühl haben, das „ursprüngliche Hiiragiya“ von vor 200 Jahren zu erleben. Dieser Raum hat eine besondere Bedeutung für uns.
Beschreiben Sie
… den Einrichtungsstil:
Auf dem Tatami-Mattenboden gibt es einen niedrigen Tisch und Stühle im japanischen Stil. Zusätzlich finden Sie einen Tisch und Stühle am Fenster im Engawa-Korridor, wo Sie sich entspannen und den Garten von innen sehen können. Im Hauptraum steht zudem eine Tsuitate-byobu-Faltwand als Dekorationsmöbel.
… die Aussicht:
Das Zimmer ist zur Hälfte vom Garten umgeben. Dort liegen Natursteine auf einem Moosteppich und es gibt viele saisonale Pflanzen und Bäume, z.B. Kamelie, Herbstlaub und Stechpalme.
… die Historie des Zimmer, also berühmte Gäste der Vergangenheit o.ä.:
Yasunari Kawabata, Nobelpreisträger für Literatur, wohnte mit seiner Frau in Zimmer 14. Er hat auch einen Artikel zu unserer Broschüre beigesteuert: „Wenn ich im Hiiragiya wohne und den sporadischen Regen im Spätherbst oder den Regen in der Regenzeit im Frühsommer beobachte, spüre ich die Gelassenheit des alten Japan. Meine Frau erinnert sich gern an das frische und saubere Bad aus unbehandeltem Maki-Holz in Hiiragiya.“ Weitere Gäste waren die japanischen Schriftsteller Kyoshi Takahama und Shiki Masaoka, sowie Mitglieder ausländischer Königshäuser.
Ein „verstecktes“ Feature des Zimmers/der Suite:
In der „tokonoma“, der typischen japanischen Schmucknische finden die Gäste immer eine saisonale Blume und einen Faltschirm, den wir ebenfalls den Jahreszeiten anpassen.
Die Fakten, bitte: also Quadratmeter, Anzahl der Räume, Etage und der Durchschnittspreis, die „rack rate“.
Es gibt 28 Zimmer in Hiiragiya, z.B. Zimmer 14: 10 Tatami-Matten (Hauptraum) + 4,5 Tatami-Matten (Nebenraum), etwa 50 Quadratmeter oder Zimmer 33: 12 Tatamimatten (Hauptraum) + 7 Tatamimatten (Nebenraum), circa 64 Quadratmeter. Zimmerpreis: ab 36.000 JPY, etwa 227 Euro (je nach Saison und Anzahl der Personen).
Hier können Sie dieses und andere Zimmer buchen:
Hiiragiya Ryokan
Nakahakusancho, Fuyacho Anekoji-agaru,
Stadtbezirk Nakagyo-ku,
Kyoto, Japan 604-8094
hiiragiya.co.jp
Fotos: Hiiragiya, Roméo A./unsplash.com